In einer Artikelserie stellen wir in den nächsten Wochen das Organisatoren-Team der Transtagung vor. Wir beginnen mit Andrea. Sie betreut das Sekretariat der Tagung.
Andrea: Ich wohne am linken Zürichseeufer. Dort wohne eigentlich schon seit Geburt. Ich war nur einmal einige wenige Jahre in der Nähe des Flughafens Zürich wohnhaft. Danach hat es mich wieder zurück an die sogenannte Pfnüselküschte verschlagen.Â
Zunächst war in einem Leben Verwunderung und Erstaunen, was man so alles machen bzw. bleiben lassen soll als Knabe. Die Entwicklung ging weiter und ich fühlte mich in der Rolle eines Mannes nie richtig wohl, wunderte mich immer mehr warum die meisten Männer so «anders» sind. Der Prozess ging schleichend weiter und irgendwann war mir klar, dass ich nicht nur kein typischer Mann, sondern eigentlich gar keiner bin – was bin ich denn sonst. Frau? «Was ist eine Frau, was ist ein Mann?» – Ich habe mich mit dieser Frage genau so wenig lang aufgehalten wie mit «Warum ist das so?», «Was ist die Ursache?», «Warum gerade ich?». Ich begann einfach als «ich» – als Trans-Frau – zu leben und hatte nie grossartige Hemmungen mich als Frau zu zeigen. Das überrascht mich im Nachhinein sehr, denn in meiner alten Rolle war ich doch sehr gehemmt. Mein Lebensmotto änderte sich durch meinen Schritt schlagartig von «Niemandem zu nahe treten» zu «Ich bin nicht auf der Welt, um zu sein, wie andere mich gerne hätten» und sogar bis zu «Mich zu mögen ist ein Talent das nicht jede(r) besitzt.»
Dass ich in meiner biologischen «Form» arbeite, bereitet mir zwar keine grosse Mühe, ist aber eher ein Kompromiss an die Gesellschaft. Das geht seit mittlerweile über 5 Jahren gut und ich hoffe, dass es so bleibt, denn für mich selbst hat der Körper eine untergeordnete Bedeutung. Die vielfältigen Ängste vor massiven Eingriffen in einen doch recht gut funktionierenden Körper halt mich zurück, solange das geht.
Es sind mir zwei sehr schöne Sachen widerfahren, weil ich trans* bin: Einerseits habe ich einen grossen Teil meiner früheren Hemmungen verloren und, vielleicht auch dadurch, treffe ich immer wieder auf sehr interessante Menschen. Ich bin nicht stolz darauf, dass ich trans* bin. Kann man auf etwas stolz sein, das man einfach ist? Nein, ich bin einfach trans* und es freut mich, dass ich die Schritte geschafft habe, die ich für mein Wohlbefinden brauchte.
Ich im Cockpit eines Militärjets – Technik, Geschwindigkeit, fliegen. Das sind einfach Sachen, die mich faszinieren. Dass dieses Cockpit nie mehr in die Luft gehen wird – es steht im Fliegermuseum Dübendorf – hat den Spass nicht gemindert, aber ich habe den Tag trotzdem sehr genossen. Für mein Leben wünsche ich, dass ich eine Freundin finde, die mich trotz meines Körpers als Frau sieht.
Bei der Transtagung engagiere ich mich, weil es eine Transtagung braucht! Zweimal habe ich selbst profitiert dürfen und jetzt möchte ich etwas zurück- oder weitergeben.
Vielen Dank, Andrea.
große Klasse Andrea 🙂 Daumen hoch!
Hallo Andrea,
toller Artikel, genau so ist es wie Du es beschreibst. Wir sind so und leben damit.
Würde mich freuen Dich wiederzusehen. Hab den Termin vorgemerkt.
Herzliche Grüße aus old Germany in die Schweiz sendet Dir Rose
Hi Andrea – ohne das Thema „Trans“ wäre ich nie zu einer „Deutsch-Schweizer-Freundschaft“ gekommen. Hierfür ein Dankeschön!
@all Schweizer Transmädels – Andrea ist eine ganz Liebe. Sie hat mir in meiner Entwicklung sehr geholfen – ich denke ihr seid bei ihr gut aufgehoben!